Glasauge und Eitelkeit

Leben mit einem Glasauge, Probleme, Erfahrungen, Umgang, Pflege und Erlebnisse.
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annaklaus
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Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von annaklaus »

Liebes Augenprothesenforum,

2002 wurde mir infolge eines Unfalls mein linkes Auge entfernt und seitdem trage ich Glas. War mir anfangs das Aussehen recht gleichgültig, stelle ich nun fest, dass ich zunehmend eitel werde und eigentlich doch gerne eine ästhetisch passende Prothese hätte.
Der Punkt ist ja, dass bei jedem Besuch beim Prothetiker, dieser nur aus der vor Ort befindlichen beschränkten Anzahl an Glasaugen auswählen kann. Das heißt natürlich sehen die im Farbverlauf nie so aus, wie mein noch erhaltenes Auge. Außerdem haben die Herren (ich war inzwischen bei vier verschiedenen) pro Auge nur eine Stunde Zeit, so dass das Formen der Prothese am Ende immer schnell gehen muss.
Die daraus folgenden Fragen, die mir mein aktueller Augenmacher zumindest nicht telefonisch beantworten wollte:
Ist es möglich Glasaugen nach Vorlage eines Fotos anfertigen zu lassen?
Und warum kann ich die Sitzungen nicht privat bezahlen, damit die Prothese endlich einmal nicht zu groß ist? :x

Beste Grüße,
annaklaus
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Patient81
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Patient81 »

Hallo Annaklaus,

erstmal heiße ich dich herzlich willkommen im Forum.

Deine Eitelkeit kann ich nachempfinden und kann zumindest für mich sprechen, wenn ich sage, das dies ein normales Verhalten ist.

Ich habe mal flüchtig über einen Ocularisten aus Köln gelesen, der sogar Augenprothesen auf Bestellung herstellt und zusendet. Welche Methoden er genau dabei anwendet und wie präzise und gut es ist, kann ich leider nicht sagen.

Darüber hinaus kann ich dir die Internetseite des Bundesverbands "DOG" (Deutsche Ocularistische Gesellschaft) empfehlen. Dort findest du unter der Rubrik "Mitglieder" einige Ocularisten aufgelistet, die du kontaktieren kannst und entsprechend dein Anliegen schildern kannst.


Vorerst kann ich dir diese Infos geben. Bin mir aber sicher, dass sich noch einige andere User melden werden, um dir Tipps zu geben.


Ich drücke dir die Daumen, dass du schnell fündig wirst.


Schönen Gruß

Patient81
Olga1991
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Olga1991 »

Herzlich Willkommen Annaklaus,

ich kann dich sehr gut vorstehen, jeder möchte irgendwann mal ein kosmetisch gutes Aussehen :)

Woher kommst du denn ?

Ich hoffe sehr, dass du bald glücklich mit deiner Prothese bist!

Liebe Grüße und schönes Wochenende!
12/2016: Enukleation LA
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Bits&Bytes
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Bits&Bytes »

Hallo Annaklaus,

auch von mir ein herzliches willkommen, schön dass du zu unserem (noch) kleinen Kreis dazugestossen bist.

Mmmhhh, hört sich für mich so an, als ob Du zum Zeitpunkt Deines Unfalls noch sehr jung gewesen bist, jedenfalls folgere ich dies aus dem Satz:
"War mir anfangs das Aussehen recht gleichgültig, stelle ich nun fest, dass ich zunehmend eitel werde und eigentlich doch gerne eine ästhetisch passende Prothese hätte."

In der Kindheit ist man in der Regel nicht besonders eitel, dass beginnt meist mit der Pubertät, andererseits stelle ich fest das ich z. B. mit zunehmendem Alter immer weniger eitel werde.

Wenn ich mich irre, sag's mir bitte.

Ich weiss wirklich nicht, ob ich besonders vom Glück begünstig bin, aber ich fand auf Anhieb einen Ocularisten, der mir ein Glasauge hingezaubert hat, dass von meinem natürlichen, was Iris und sogar Lederhautaderzeichnung betrifft, kaum zu unterscheiden ist, man müsste sich das schon mit der Lupe ansehen. Ausserdem hat es auf Anhieb super gepasst.

Du schreibst (frustiert und verärgert):
"Und warum kann ich die Sitzungen nicht privat bezahlen, damit die Prothese endlich einmal nicht zu groß ist? :x"

Das die Prothese scheinbar immer wieder zu gross angepasst wurde, könnte damit zusammenhängen, dass Du noch im Wachstum warst, siehe meine Eingangsvermutung, oder wie z. B. bei unserer Olga an schwierigen Augenhöhlenverhältnissen.

Ob eine private Abrechnung der Prothese da Besserung bringen würde, kann man zumindest bezweifeln ;)

Vielleicht hast Du ja Lust uns etwas mehr von Dir zu erzählen, sonst ist das so ein Herumstochern im Nebel.

Dann kann man Dir vielleicht auch gezielter antworten.

Auf jeden Fall viele Grüße, wünsche Dir und allen anderen ein schönes Wochenende

Udo
Man weiß nie wie stark man ist, solange bis stark zu sein die einzige Wahl ist, die man noch hat.

( Neovaskularisationsglaukom, linkes Auge Amaurose, Enukleation 03.02.2017, 1. Glasprothese 16.02.2017 )
Marcy
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Marcy »

Hallo Annaklaus,

ein herzliches Willkommen auch von mir.

Was du schreibst, klingt für mich so, als würdest du Sprechstunden-Reise-Termine von Ocularisten wahrnehmen. Jedenfalls hab ich da schon öfter gehört, dass die sich nicht wirklich Zeit nehmen, um die Prothese optimal anzupassen.

Und das finde ich ein absolutes Unding!
Falls du das auch bei niedergelassenen Prothetikern so erlebt hast, würde ich an deiner Stelle jemand anderen suchen. Denn auch jeder Kassenpatient hat meiner Meinung nach ein Anrecht auf die optimale Prothesenanpassung. Die Prothetiker rechnen meines Wissens nach nicht pauschal, sondern nach Arbeitsaufwand ab. Da kann so eine Prothese schon mal 700 statt 400 Euro kosten, sollte aber trotzdem von der Kasse übernommen werden.

Ich habe auch wie Udo das Glück, einen wunderbaren Ocularisten zu haben. Da bei mir die Anpassung in der Regel auch eher schwierig ist, legt er meine Termine so, dass er wirklich genug Zeit hat, um z.B., wenn die Prothese in Bearbeitung mal springt, eine neue machen zu können. Ich war schon mal vier Stunden dort und bin dann mit einer neuen, sehr schönen Prothese rausgegangen.


Nachtrag:
Und nicht nur die optimale "Passform", sondern auch die individuelle Farbgebung ist wichtig! Ich kenne es so, dass ein Rohling gesucht wird, der schon sehr ähnlich zum verbliebenen Auge ist, der aber in der Bearbeitung dann noch perfektioniert wird (inkl. der Äderchen auf der Sklera).


Liebe Grüße
Marcy
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annaklaus
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von annaklaus »

Hello again,

lieben Dank erst einmal für eure Antworten.

Ich bin, wie gesagt, bisher bei vier verschiedenen Ocularisten gewesen. Mein erstes Glasauge habe ich Hamburg erhalten. Damals war das Sprechzimmer sehr voll und ich war überhaupt erst einmal froh ein Auge zu haben, dass nicht mehr allzu viele Blicke auf sich gezogen hat. Jetzt wohne ich in Berlin, bin aber auch einmal bei einem "Wanderprothetiker" gewesen. Mit dem habe ich die gleichen Erfahrungen gemacht, wie mit den beiden in Berlin niedergelassenen "Augenkünstlern": Sie haben eine Stunde Zeit und nehmen die Maße des Vorgängerauges.
Meine Überlegung zielte darauf ab, ob ich eben die zusätzliche(n) Stunde(n) im Zweifel selber zahlen könnte, damit eben nicht diese Eile entsteht, wenn sich der Minutenzeiger der zwölf nähert. Zumindest war das bisher mein Eindruck. Wenn ihr aber sagt, dass die Krankenkasse die Kosten unabhängig von der Dauer übernimmt, kann die Eile nur an den zu engen Zeitplänen der Ocularisten liegen.

Ich habe mir jetzt überlegt morgen erst einmal den Termin bei meiner Augenärztin für ein neues Rezept zu machen und ich werde auch bei dem zweiten Ocularisten hier in Berlin nachfragen, ob er sich die Zeit für eine etwas zeitaufwändigere Anpassung nehmen würde.

Die vorhandenen Rohlinge fand ich bisher eigentlich auch immer recht zufriedenstellend und die mir schien es durchaus so, als würden die Herren reichlich Zeit darauf verwenden genügend Äderchen reinzubasteln. Die Anfertigung eines individuellen Rohlings war ein weiterer Gedanke, da ich mir vorstellen kann, nicht die einzige zu sein, die gerne ein sehr passendes Auge hätte.

@bits&bites/Udo: Ich bin jetzt Mitte dreißig, war also zum Zeitpunkt des Unfalls Anfang 20. Das Auge wurde erst ein Jahr später entfernt. An sich müsste also mein Wachstum zu dem Zeitpunkt weitestgehend abgeschlossen gewesen sein, aber grundsätzlich verändert sich so ein Gesicht ja weiterhin im Laufe der Zeit. Meine Eitelkeit mag an den sich vertiefenden Fältchen liegen, zumindest stört mich das gefühlt übergroße Auge zunehmend.

Nunja, mal schauen, was meine Nachfragen ergeben. Im Zweifel kann ich ja auch einmal in einer anderen Stadt nachfragen. Die oben empfohlene Liste kann ich dann ja zu Rate ziehe.

Lieben Dank und viele Grüße,
anna
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Marcy
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Marcy »

Hallo Anna,

das klingt nach einem guten Plan, telefonisch zu fragen, ob Doppeltermine machbar wären.

Würde ich auch so lange machen, bis du jemanden findest, der sich wirklich die Zeit nimmt.

Liebe Grüße und viel Erfolg
Marcy
Patient81
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Patient81 »

annaklaus hat geschrieben: So 27. Aug 2017, 23:49

@bits&bites/Udo: Ich bin jetzt Mitte dreißig, war also zum Zeitpunkt des Unfalls Anfang 20. Das Auge wurde erst ein Jahr später entfernt. An sich müsste also mein Wachstum zu dem Zeitpunkt weitestgehend abgeschlossen gewesen sein, aber grundsätzlich verändert sich so ein Gesicht ja weiterhin im Laufe der Zeit. Meine Eitelkeit mag an den sich vertiefenden Fältchen liegen, zumindest stört mich das gefühlt übergroße Auge zunehmend.


Ich habe auch die Enukleation Anfang 20. gehabt und bin auch Mitte 30.
Meine "Eitelkeit" war eher am Anfang. Jetzt bin ich rundum zufrieden, so wie es den Umständen entsprechend sein kann.

Und ja, die Enukleation ist zwar eine Lösung für ein großes Problem, aber leider kann es im Laufe der Zeit hier und da zu weiteren Problemen kommen, wie hier ja einige User, z.B. Zizou oder Marcy, berichten.

Denn so eine Augenhöhle stagniert nicht, verändert sich unterschiedlich von Patient zu Patient. Jeder Patient ist aufgrund der anatomischen und genetischen Veranlagungen anders betroffen, so zumindest meine Beobachtung bei anderen Prothesenträgern und mir.

Daher müssen wir uns damit anfreunden, dass eine Enukleation eine Befreiung der Schmerzen bedeutet, aber leider nicht vollends zufriedenstellend sein kann bis zum Lebensende, was die die Voraussetzung für die optischen Eigenschaften angeht.

Es kann 2 oder 10 Jahre gut gehen, aber dann kann das Auge einfallen, weil sich die Augenhöhle verändert. Es kann aber auch von Anfang an Probleme geben, das alles wissen wir alle mittlerweile anhand der verschiedenen Erfahrungswerte.

Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass man das Gleichgewicht des persönlichen Egos schnell aufbauen kann. Ich habe gelernt, dass man manche Probleme nicht perfekt lösen kann, sondern damit einfach souverän umgehen können muss, um wieder ausgeglichener sein zu können.

Parallel bedeutet das natürlich auch, dass man sich charakterlich verändern kann, wenn man Kompromisse eingehen muss, um wieder zufriedener zu sein.
Glücksgefühle sind enorm wichtig, um zufrieden zu sein. Daher muss jeder für sich den Weg finden, Glücksgefühle zu erleben. Dann erkennt man auch schnell, dass manche Eitelkeiten unnötig sein können.


Wollte an dieser Stelle bisschen meine Erfahrung und Eindruck wiedergeben, weil es irgendwie zum Post passt.


Schöne Grüße

Patient81
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Bits&Bytes
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Bits&Bytes »

Hallo Anna,

ok, da hab ich mal ordentlich daneben gegriffen, aber damit kann ich leben. :)

Also ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob die Zeit die ein Ocularist für die Anpassung benötigt, wirklich die ausschlaggebende Rolle spielt.
Die beiden Glasaugen, die mein Ocularist bisher für mich angefertigt hat waren auch in ca. einer Stunde, oder vielleicht 10 Minuten mehr, inklusive dem notwendigen abkühlen fix und fertig und haben wie gesagt sofort super gesessen.

Du sagst, Du hast da Gefühl, dass die Prothese zu groß ist. Wie äussert sich das denn, wenn ich fragen darf. Ist das nur ein optischer Eindruck den Du selbst hast, oder spannt es sozusagen unter den Lidern. Kann mir das nicht so wirklich vorstellen.

Könnte es nicht auch sein, dass bei der Operation ein etwas zu grosses Implantat (für Deine Augenhöhle) gewählt worden ist, und der Augenkünstler nun das Problem hat, die Glasschale so dünn herzustellen das es optisch passt ?
Gibt halt nur einwandige und doppelwandige Glasaugen, soviel ich weiß und das Glas muss natürlich ein gewisse Minimalstärke haben, um nicht allein durch Reibung und Druck zwischen Lidern und Bindehaut zu zerbrechen, könnte ich mir denken.

Vielleicht wäre bei Dir auch ein Acrylauge eine Option, könnte mir vorstellen das hier die individuelle Anpassungsmöglichkeit besser sein könnte.

Auf jeden Fall wünsch ich Dir Glück auf, zu einer hoffentlich zeitnahen optimalen Lösung für Dich

Udo
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annaklaus
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von annaklaus »

Nachdem ich nun auch etwas hier im Forum herumgestöbert habe, ist mir bewusst geworden, dass viele von euch ganz andere Probleme haben als ich momentan. Insofern mögt ihr über meine Eitelkeit schmunzeln können.
Noch kann ich leider nichts neues berichten, da ich bisher noch niemanden telefonisch erreicht habe, bin aber nach euren Gedanken/Ideen reichlich gespannt, was die Experten zu sagen haben.

@Udo: Gepasst haben die Prothesen von Anfang an, ich habe sie nach recht kurzer Zeit nicht mehr als ungewohnt wahrgenommen. Dass sie zu groß sind (und die ganze Zeit waren) kann ich auf Fotografien oder Videos sehen. Meine Familie und Freund*innen nehmen dies natürlich nicht so wahr oder reagieren ausweichend. Jedoch hat eine Bekannte zugegeben, dass sie es auch sehen würde, nachdem ich sie darauf hingewiesen hätte. Es ist also mehr das altbekannte Problem, dass man selber immer viel kritischer ist, als die anderen.

@Patient81: Du hast vollkommen Recht: Im Endeffekt ist der Selbstwert für das Gefühl zufrieden zu sein entscheidend. Und eine Prothese bleibt eine Prothese, wichtig ist der Umgang mit ihr. Und dass wir so viel mehr sind als unsere Augen, daran ändern auch noch so viele Sinnsprüche über die vermeintlichen Spiegel zur Seele, die Augen darstellen würden, nichts.
Da du ja nun eine ähnlich lange Zeit mit Prothese lebst und auch eine ähnliche Lebensphase mit ihr durchlebt hast, würde mich interessieren, wie du mit den Reaktionen anderer Personen umgehst oder umgegangen bist. Ich denke an Kinder, die untereinander tuscheln, an Vorstellungsgespräche oder einfach daran neue Leute kennenzulernen. Gehst du in die Offensive oder klärst du die Personen erst auf, wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt oder sie direkt nachfragen?

Gute Nacht,
anna
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Marcy
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Marcy »

Guten Morgen Anna,

dann meinst du mit 'zu groß' wahrscheinlich eher sowas, was ich in übertriebener Form 'Glubsch-Auge' nennen würde.
Es passt in der Augenhöhle, aber die Lidspalte ist größer als beim anderen Auge, oder?

Da ist dann das Problem, dass das immer fortgesetzt wird, wenn das Vorgängermodell als Vorlage für eine neue Prothese genommen wird.

Mein Ocularist hat bei mir schon häufiger verschiedene Modelle (die ungefähr passen könnten), die er irgendwann mal gemacht hat, eingesetzt und eventuell mit Wachs noch 'ausgebessert'. (Ich hoffe, es ist ungefähr klar, was ich ausdrücken will...)
Wenn mit dieser Methode eine für mich passende Prothese gebastelt werden kann, wird die neue danach hergestellt.


Zu deiner Frage, wie der Kontakt mit (fremden) Personen sein kann:

Ich hatte meine Enukleation mit 17 Jahren, noch zu Schulzeiten an einer Schule für Blinde und Sehbehinderte. Da wussten die meisten Menschen in meinem Umfeld, dass ich eine Prothese kriegen würde / habe.
Eine Lehrerin hatte mich kurz nach der OP gefragt, was ich denn mit den Prothesen machen würde, die sich dann im Laufe der Zeit so ansammeln. Wenn ich sie nicht aufbewahren würde, könnte ich sie ihr geben: "die Kunst sammelt sowas."
Da war ich zugegebenermaßen etwas konsterniert...
Wahrscheinlich fallen mir auch noch andere Begegnungen ein, die kann ich dann gerne beisteuern, wenn du magst.

'Heutzutage' wissen eigentlich nur mir sehr nahestehende Menschen von der Prothese und den meisten anderen erzähle ich es nur, wenn es sich ergibt oder ich darauf angesprochen werde.

Bei flüchtigen Begegnungen hab ich die Erfahrung gemacht, dass es den meisten gar nicht auffällt, dass man eine Prothese trägt. Nach der Enu hatte ich vier Wochen eine Lochprothese mit knallblauer Iris (mein anderes Auge ist sehr 'bunt' grau grün blau) und trotzdem ist es vielen nicht aufgefallen, oder die, die von der Enu wussten, haben erst die Lochprothese für das verbliebene Aufe gehalten.

Liebe Grüße
Marcy
Patient81
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Patient81 »

Hallo Annaklaus,

vorerst möchte ich dir danken, dass du solche sehr wichtige und richtige Fragen im Forum stellst, welche alle Augenprothesenträger ebenso beschäftigen- nur jeder verarbeitet sie anders, darüber hinaus verdrängen manche Betroffene solche Themen oder kompensieren diese Fragestellungen mit völlig anderen Fragen. Dahingehend wünsche ich mir definitiv eine bessere Öffentlichkeitsarbeit. Das nur mal vorab gesagt.

Natürlich sind das meine Erfahrungswerte und meine Eindrücke und jedes Individuum vermag darüber anders zu berichten, was auch irgendwo logisch ist.

Grundsätzlich kann ich sagen, dass es immer drauf ankommt, welchen Menschen man begegnet. Denn die Reaktionen fallen sowieso immer gleich aus, das bleibt nicht aus – neugierig, musternde Blicke, irritierte Gesichtsausdrücke, tuscheln (wie du sagst) etc...

Bei mir war es so, dass ich anfangs große Probleme hatte, da ich Anfang 20 war und das Leben vorher komplett anders gelebt habe. Besonders mit Frauen war ich sehr verbunden, habe gerne geflirtet und eben mit den Augen flirtet man halt viel. Dies hat sich erst mal für lange Zeit erledigt gehabt, weil ich mich wortwörtlich nicht mehr attraktiv genug fand und entsprechend verhielt ich mich plötzlich schüchtern und unsicher.

Dahingehend kann ich den Spruch „Die Augen sind die Spiegel zur Seele“ auch verstehen. Ich bin generell der Meinung, alles an uns, was anatomisch betrachtet von Geburt an, an uns ist, ist ein Spiegel zu unserer Person. Natürlich sind das lauter Metaphern, die man ja sowieso nur interpretieren kann. Denn letzten Endes ist ein Mensch, der lieb schaut, nicht unbedingt gleich ein lieber Mensch. Denke, darüber sind wir uns alle einig.

Aber Aussehen oder Charisma sind nun mal Werkzeuge, die uns allen Menschen dazu verhelfen Anerkennung zu bekommen – der eine mehr, der andere weniger.
Letztlich geht es ja auch nur um Anerkennung. Denn kein Mensch stellt für sich kosmetische Fragen, um nur sich selbst zu gefallen. Denn ein Mensch kann nicht einsam und alleine glücklich sein, zufrieden ja, aber nicht glücklich.

So, kommen wir zurück zu meinem Empfinden. Ich habe mit der Zeit gelernt, und die Zeit habe ich nun mal wirklich gebraucht, dass es keinen Sinn macht sich zu verstecken. Peu a peu habe ich mich zurückgekämpft in die Spur, die mich glücklicher macht - wieder mehr unter Menschen sein, wieder Sport machen, wenn auch mit bedingten Einschränkungen wie mehr Obacht haben usw..

Was Vorstellungsgespräche angehen, habe ich immer im Lebenslauf erwähnt, was ich habe, da ich durch diesen Einschnitt auch für 2-3 Jahre nicht wirklich was machen konnte.

Es ist eigentlich so, annaklaus, am Ende zählt wirklich nur, wie gut du dich verkaufen kannst. Den Menschen interessiert es nicht wirklich, ob du an dies und jenes erleidet warst, besonders in der Arbeitswelt ist das leider so. Denn ich habe sehr sehr oft in Vorstellungsgesprächen gehört, wie toll ich alles gemeistert habe und wie toll ich vieles nachgeholt habe und dennoch Absagen kassiert.

Folglich sind für mich Taten viel wichtiger als Worte. Ich wollte keine Loblieder mehr hören, sondern wieder ein Teil der Mehrheitsgesellschaft sein und auch einen Mehrwert darstellen. Aber das konnte ich nur erreichen, wenn es auch immer noch mit vielen Hürden verbunden ist, indem ich mir meine Souveränität wiederhergestellt habe.

Denn durch dieses Schicksal mit der Enukleation und eben mit dem Zustand als Augenprothesenträger habe ich schnell gelernt - wenn du anders bist, wirst du auch anders behandelt. Du musst dafür Sorge tragen, dass du nicht anders wirkst, indem du offensiver bist. Dann bist du nicht mehr anders. Gewiss ist das eine verdammte Bürde, die wir tragen müssen, aber es lohnt sich am Ende. Denn Menschen tuscheln noch mehr über Menschen, die eh "Behinderungen" haben und noch mehr über die, die scheu sind. Wenn du aber ein gesundes Selbstbewusstsein hast, dich entsprechend anpasst und entsprechend offensiv bist, kommt es besser an.

Zum Schluss muss ich sagen, es ist natürlich alles immer abhängig davon, was dein Anspruch ist und was die Wirklichkeit dir für Alternativen oder Möglichkeiten gibt und wofür du dann eben bereit bist zu kämpfen. Es gibt verschiedene Typen von Individuen, manche sind halt zurückgezogen und so zufrieden, manche eben nicht. Und so kann man das eben fortführen.

Vielleicht habe ich dir deine Fragen nicht ganz gemäß deiner Vorstellung beantwortet, aber ich wollte dir auch nicht so ein „Frage – Antwort„ Format erstellen. Finde, damit kann man dann eher eine Statistik führen, aber nicht wirklich auffassen, welche Faktoren eine Rollen spielen.


Schöne Grüße

Patient81
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annaklaus
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von annaklaus »

Diesmal dann Guten Abend :)
Marcy hat geschrieben: Mi 30. Aug 2017, 09:14 Guten Morgen Anna,
dann meinst du mit 'zu groß' wahrscheinlich eher sowas, was ich in übertriebener Form 'Glubsch-Auge' nennen würde.
Es passt in der Augenhöhle, aber die Lidspalte ist größer als beim anderen Auge, oder?
Da ist dann das Problem, dass das immer fortgesetzt wird, wenn das Vorgängermodell als Vorlage für eine neue Prothese genommen wird.
Ja genau, im Endeffekt ist es das: Ein "Glubsch-Auge". Ihr habt alle so viel mehr und passendere Worte... Aber schau, ich bin mal ganz mutig und häng ein Vergleichs-Bildchen an:

https://www.pic-upload.de/view-33840359 ... 4.jpg.html

Wenn ich das so sehe, ist es mir tatsächlich ein Rätsel, wie mein engeres Umfeld behaupten kann, dass es normalerweise nicht auffällt. ;) (Ich zwinkere, da es mir ja selber erst vor kurzem aufgefallen ist.)

Auch eine Anekdote:
Mein linkes Auge wurde damals entfernt, da der gesamte Augapfel mit geronnenem Blut angefüllt war. Die Netzhaut hatte sich abgelöst und nach der ersten Notfalloperation war tatsächlich auch eine Narbe auf der Hornhaut zu sehen. Die Iris erschien also gelb und das ganze Auge in sich "eingedellt". Das ganze sah tatsächlich recht gruselig aus. Erst ein knappes Jahr später wurde das Auge entfernt, teils aus kosmetischen Gründen, teils, weil die Gefahr bestand, dass der Druck bei körperlicher Anstrengung zu stark steigt und das Auge schlichtweg platzt. (Schmerzen hatte ich keine.) Jedenfalls hatte ich mich damals entschieden ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) in einer Wohngruppe mit teilweise schwer mehrfach behinderten Personen zu machen. Das erste Vorstellungsgespräch hatte ich noch mit dem "Matsch-Auge" (wie ich es damals liebevoll nannte) und eine Kollegin erzählte mir später, dass ich die Stelle bekommen hatte, da die Betreuten dank meines Äußeren sehr schnell Vertrauen zu mir gefasst haben. Nach der Entfernung des Auges habe ich vorübergehend nur so eine durchsichtige Plastikschale (google sagt, das heißt wohl Illigschale) erhalten. Mit dieser bin ich dann auch die ersten Arbeitstage aufgetaucht. Ich glaube, die Bewohner*innen in der WG waren dann doch etwas enttäuscht, als ich dann meine erste Prothese erhalten habe und mich nun äußerlich wieder den "Normalos" angenähert hatte. Die Kolleg*innen hingegen waren ganz begeistert und konnten mir gar nicht oft genug versichern, dass die Prothese hervorragend ist.
Ich glaube, was ich mit dieser Anekdote erklären wollte, ist vielleicht auch meine eigene Ignoranz in den letzten Jahren gegenüber dem "Glubsch-Auge". Nachdem ich ein Jahr lang mit dem "Matsch-Auge" und anschließend noch ein paar Wochen (wie lange genau, weiß ich jetzt tatsächlich nicht mehr) mit Illigschale rumgelaufen bin, war die Prothese eine unglaubliche Erleichterung. Insofern mag meine neu erwachte Eitelkeit auch ein neues Stück Heilung sein, da ich offenbar das gruselige Vorher vergessen habe. :)

Himmel, ich könnte noch Anekdoten ohne Ende aus den letzten Jahren hervorzaubern und vielleicht ist es auch gar nicht so verkehrt hin und wieder ein wenig über sich selbst und die anderen zu schmunzeln, aber die Uhrzeit sagt mir, dass ich jetzt schleunigst zum Supermarkt eilen sollte und in den Abend starten.

Habt einen schönen Abend,
anna :)
Olga1991
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Olga1991 »

Hallo liebe Anna,

ihr schreibt ziemlich lange Texte, da komme ich garnicht mehr mit :D :D :D Aber schön dass Ihr euch so viel austauscht!

Ich hab mir dein Bildchen angeschaut und leider muss ich sagen, es ist mir sofort aufgefallenn :-(
Ich verstehe garnicht wie ein Ocularist dir so eine Äuglein geben kann :evil:

Wielange rennst du schon mit so einem Auge durch die Gegend?

Ich hab hier im Forum ein Therad erstellt mit dem Thema "Ocularisten aus ganz Deutschland!", schau dort mal vorbei und such dir einen raus wo es möglich ist vorbei zu fahren. Am besten kein Pendler-Ocularist ...

Darf ich fragen, woher du kommst? Vielleicht kann ich dir einen empfehlen :-)

Es tut mir leid, dass ich so direkt bin wegen deinem Äuglein ... Aber es bringt nichts, wenn ich sage "es sieht prima aus" ;)
Ehrlichkeit ist in unserem Schicksal sehr wichtig! :D

Achja und falls meine Fragen schon gestellt wurden und du Sie schon benatwortet hast, tut es mir leid ... Ich kam nicht dazu alles zu lesen! :D

Schönen Abend noch :-)
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Marcy
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Marcy »

Hi Anna,

kurze Frage, die mir grad so kommt:
Kannst du dein Auge mit der Prothese überhaupt komplett schließen?

Irgendwann hatte ich mal eins von den oben erwähnten Modellen in der Augenhöhle und das sah dann auch so 'glubschig' aus. Ich meine mich zu erinnern, dass es dann zu sehr gewölbt war.
Da ich in näherer Zukunft wieder zum Ocularisten muss, kann ich ihn mal fragen und hier berichten. (Wenn ich dran denke).

Liebe Grüße
Marcy
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Bits&Bytes
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Bits&Bytes »

Hallo Anna,

leider geht es mir wie Olga, auch ich kann nicht sagen, dass sieht richtig gut aus. Wir sind hier unter uns, bis vielleicht auf ein paar Spanner, die mal in jedem Forum vorbeischauen. Das linke Auge ist definitiv größer, ich konnte mir so etwas wirklich nicht vorstellen, deshalb auch meine vielleicht skeptisch klingenden Einwürfe dazu.

Jetzt ist mir klar, das ist nicht eine besonders ausgeprägte Eitelkeit von Dir, ich würde nach Pontius und Pilatus gehen und allen die Hölle heiss machen, bis ich ein passendes Kunstauge verpasst bekommen würde.

Bin wirklich sauer, das so etwas möglich ist. Ich kann wirklich nicht verstehen, das ein Ocularist dieses Ergebnis sieht und sagen kann, ist ok besser geht's nicht.

Ich kann und will hier keine Werbung für meinen Ocularisten machen, sind zwar ein paar KM von Berlin, aber wenn Du magst schreib mir eine PN und ich ich nenne ihn Dir. Da sitzen im Wartezimmer Leute die extra aus Hamburg und Dresden, etc. anreisen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Du bei ihm mit einem (wesentlich) besseren Ergebnis rechnen kannst.

Danke, das Du uns das Bild gezeigt hast, war jedenfalls für mich notwendig damit ich wirklich nachvollziehen kann, was Du meinst mit dem zu grossen Auge.

Aber wie gesagt, wenn Du nicht hier mit offenen Karten spielen kannst, wo sonst ?

Fand auch Deinen "anekdotischen" Bericht super.

Viele Grüße und nochmals danke für die offenen Karten.

Udo
Man weiß nie wie stark man ist, solange bis stark zu sein die einzige Wahl ist, die man noch hat.

( Neovaskularisationsglaukom, linkes Auge Amaurose, Enukleation 03.02.2017, 1. Glasprothese 16.02.2017 )
Patient81
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Patient81 »

Nabend Anna,

ich kann mich meinen Vorrednern anschließen. Das linke Auge (von dir aus gesehen) ragt tatsächlich zu weit raus bzw. wirkt irgendwie nicht perfekt eingearbeitet.

Aber meine Frage wäre, wie sieht es denn ohne die Prothese aus? Vielleicht liegt es nicht primär an der Prothese, sondern dein Implantat lässt es nicht anders gestalten?

Falls du darüber noch nicht berichtet hast, kannst du uns das ja mal kurz beschreiben, bitte.

Denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Ocularist solch ein Ergebnis für zufriedenstellend halten kann und glaube daher wirklich nicht, dass man dir bewusst eine zu große Prothese anfertigt. Das würde jeglicher Logik widersprechen.


Schönen Gruß und ich drücke dir die Daumen, dass es viel besser wird,

Patient81
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annaklaus
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von annaklaus »

Ui, so viel Aufmerksamkeit! Habe ich jetzt das gesamte Forum aufgeweckt? :lol:

Ich habe in knapp zwei Wochen einen Termin bei einem Ocularisten hier in Berlin. Da es ein Termin gegen Ende der Sprechzeit ist, hoffe ich, er nimmt sich die benötigte Zeit um das Auge etwas zu verkleinern. Wenn nicht, werde ich bei noch einmal nachfragen, wo ihr hingeht und dann im Zweifel einen Tag freimachen und nach wer-weiß-wo fahren.

@Olga: Dieses Auge habe ich jetzt seit ca. einem Jahr, aber die davor waren eher noch größer. Ein Glasauge trage ich seit 2002, also nun auch bereits 15 Jahre. Die Ocularisten haben immer Maß an dem Vorgängermodell genommen und in der Tat wenig geschaut, wie es denn aussieht.

@Marcy: Gerade bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich das Lid komplett und ohne Druck schließen kann. Das Auge trocknet mäßig schnell aus, meist wenn ich viel am Rechner sitze oder lese, also wenig blinzle. Anfangs hatte ich öfter Entzündungen der Bindehaut, das hat sich aber nach einiger Zeit gelegt. Tropfen oder Sprays zum Befeuchten benutze ich eigentlich gar nicht mehr. Morgens ist das Auge meist verklebt bzw. die Sekrete sind eingetrocknet, dauert dann zwei Sekunden bis ich das Lid vom Auge abbekomme.

@Udo: Du schreibst: "Jetzt ist mir klar, das ist nicht eine besonders ausgeprägte Eitelkeit von Dir, ich würde nach Pontius und Pilatus gehen und allen die Hölle heiß machen, bis ich ein passendes Kunstauge verpasst bekommen würde." - Danke für die ehrlichen Worte. Erschreckend, aber tatsächlich beruhigt es mich, dass es offenbar doch besser möglich ist. Vor fünfzehn Jahren wurde mir gesagt, dass man nach der Enukleation (ich habe ein neues Wort gelernt) kaum noch etwas sehen würde, vor allem wenn ich eine Brille tragen würde. Seitdem schlage ich mich mit dem Gedanken herum, ob eine Brille vielleicht die Ungleichheit etwas kaschieren würde, konnte mich aber bisher nicht durchringen, mir aus kosmetischen Gründen eine Brille zu besorgen. Den Gedanken werde ich dann wohl auch noch einmal herausgraben...

@Patient81: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was für ein Implantat ich habe. Da der "Unfall" eher eine Gewalttat war (mir also das Auge von einer anderen Person ausgestochen wurde) hatte ich in den letzten Jahren eher andere Probleme (PTBS, Depressionen, soziale Phobien). Ich werde mir aber nächste Woche ein Rezept bei meiner Augenärztin besorgen müssen, und sie bei der Gelegenheit fragen, ob sie die Unterlagen aus dem Krankenhaus noch hat oder die Frage nach dem Implantat vielleicht auch so beantworten kann.
Dass die Augenmacher "bewusst eine zu große Prothese" angefertigt haben, glaube ich auch nicht. Sie haben halt einfach immer das Vorgängermodell genommen und gar nicht weiter geschaut. Ich habe mich ja auch nie beschwert. :?

Insgesamt bin ich gerade echt froh, dieses Forum entdeckt zu haben und von euch das Feedback zu bekommen, dass es auch anders und vor allem besser geht. Danke :)

Habt noch einen angenehmen Tag,
anna
Zuletzt geändert von annaklaus am Fr 1. Sep 2017, 12:02, insgesamt 1-mal geändert.
Olga1991
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Olga1991 »

Liebe Anna,

Wenn man beim Ocularisten sitzt, dann sollte er seine Modelle die er im Schrank hat vorher dir einsetzen um zu schauen welches dir passt und nicht einfach ein Modell rausnehmen wo er denkt es könnte evtl passen und dann dir daraus eine passende Prothese zaubern!
Mich macht das wütend, wenn ich so ein Ergebnis sehe :D

Die Klinik (in Essen) wo ich meine ENU hatte, hat mir den Ocularisten Leipold aus Essen vorgeschlagen, er wär ein ganz toller Ocularist :) Ich glaube sogar dass Udo bei ihm ist, oder? Vielleicht versuchst du es mal dort, wenn es wieder nicht hinhaut!

Bei den zwei Ocularisten wo ich schon war, das ist leider viel zu weit wenn du aus Berlin kommst. :) Denn ich komme aus BaWü und dort sitzen auch meine :D

Ich hoffe natürlich sehr, dass du uns in 2 Wochen eine schöne Prothese präsentierst ;)

Guten Start ins Wochenende :)
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zizou
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von zizou »

Liebe Anna,

du bist die Erste, die ich "treffe", die ebenfalls einen Buphthalmus hatte wie ich auch.
Mir scheint, es könnte ev. auch an der Lidsituation liegen. Die "Öffnung" zwischen Ober- und Unterlid ist viel größer als beim rechten Auge. Da muss der Ocularist wahrscheinlich eine dementsprechend größere Prothese anfertigen, weil sie sonst nicht fest in der Augenhöhle verbleiben würde. Ist nur eine Mutmaßung, anhand eines Fotos kann man das ja nur erahnen.

Vielleicht macht es Sinn, wenn du dich auch mal in punkto Lidstraffung/-korrektur umhörst. Es gibt exzellente plastische Chirurgen, die auf Orbitarekonstruktionen und Lidchirurgie spezialisiert sind. Auch wäre hilfreich, die Implantatvariante zu kennen. Das kannst du ja noch rauskriegen.

Nach meiner Enu habe ich einen größeren Volumenverlust, als das bei einem nicht-buphthalmischen Auge der Fall wäre. Logisch, das Auge war ja riesig und die Augenhöhle hatte sich anatomisch an die Situation angepasst. Somit habe ich trotz des Implantats eine sehr große Augenhöhle und hatte zudem "ausgeleierte" Augenlider. Da kam der Ocularist (trotz seiner Meisterschaft) an seine Grenzen. Die Lider wurden mir dann 2 Jahre nach der Enu schönheitsoperiert. Danach hat mein Ocularist mir stets so tolle Prothesen angefertigt, dass man nicht sieht, dass ich eine trage.

Ich schreibe es daher so ausführlich, weil man auch nach einer Enu noch gaaaaanz viel über nachträgliche Lidkorrekturen erreichen kann. Vielleicht kommt das auch für dich infrage, da mal die einschlägigen Kliniken abzufragen.

Mein Ocularist nimmt sich übrigens immer Zeit. Dort gilt das Credo: "Sie gehen hier nicht raus, bis wir nicht beide zufrieden sind." Das dauert mitunter 4 Stunden! Es kommen Leute von weit weit her. So gut ist er. - Und so einen Ocularisten suchst du dir jetzt einfach auch. :)
Bleib dran, vieles geht und es lohnt sich. Du bist wichtig ;)

Schönen Abend
zizou
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Bits&Bytes
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Bits&Bytes »

Hallo,

da hat zizou schöne Worte gefunden und ich denke, dass Sie vielleicht auf der richtigen Spur ist .... ?!
Denn mir will nicht in den Kopf, dass ein Ocularist bewusst dieses Ergebnis in Kauf nimmt, wenn er auch nur einen Pfifferling auf sein Berufsethos gibt.

Das Credo von zizou's Ocularisten "Sie gehen hier nicht raus, bis wir nicht beide zufrieden sind.", sollte sich jeder Augenprothetiker auf die Fahne geschrieben haben.

Vielleicht könnte sich ja unser Admin mal dazu äussern, wenn er hier mitliest, schliesslich ist Lauscha der Ort wo das Glasauge erfunden wurde ....

@Olga, Du hast recht ich bin beim jungen Herrn Leipold in Essen. Ich halte ihn im wahrsten Sinne des Wortes für einen echten Augenkünstler. Bin aber wohl auch zum Glück ein einfacher Fall.

Anna, bleib dran, das kriegen "wir" besser hin ;)

Grüße und ein schönes Wochenende

Udo
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annaklaus
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von annaklaus »

Ohje, ich gebe zu, ich bin ein wenig überfordert:
Leider habe ich nur noch den Entlassungsbericht meines ersten Krankenhausaufenthaltes. Dort steht eben Buphthalmus. Nun habe ich nachgeschlagen - Danke wikipedia - und festgestellt, dass es sich dabei wohl um ein angeborenes Glaukom handelt. Und das habe ich nun definitiv nicht. :? Aber was es dann dann gewesen ist, ist mir ein Rätsel, das ich jetzt aber auch schon gerne gelöst haben würde. Ich hoffe, dass die Augenärztin die Unterlagen aus dem Krankenhaus noch hat und sie mir am Dienstag kopiert. Sie hatte mir zwar 2002 den ganzen Papierkram mitgegeben, als ich nach temporär Hamburg umgesiedelt bin, aber ich habe das alles der neuen Augenärztin in die Hand gedrückt und mich nicht weiter drum gekümmert. Seufz, ich hoffe, das war 1. nicht die einzige Kopie, die sie hatte und 2. dass sie trotz der abgelaufenen Zehnjahresfrist, die Unterlagen noch hat. Wenn nicht, werde ich dann bei Gelegenheit mal im Krankenhaus nachfragen - scheinbar gibt es sogar den operierenden Professor noch.

Alles in allem bin ich nun echt gespannt, was die kommenden zwei Wochen bringen und ich schwanke zwischen Hoffnung und Überforderung angesichts der immer länger werdenden to-do-list...

Danke für die vielen Ratschläge, Anregungen, ehrlichen und lieben Worte und wilden Spekulationen - das schafft Neu- und Wissbegierde!

anna :)


Aber was denkt ihr, wollen wir zurück zum eigentlichen thread-Thema kommen?

Wie haltet ihr das, nutzt ihr Make-up, Brillen oder Haare um die Prothese zu kaschieren?

Wie geht ihr mit verletzendem Verhalten anderer Personen um?

Wurdet ihr von anderen Personen schon einmal auf das Auge angesprochen?
Patient81
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Patient81 »

Hallo Anna,

mir erging es ähnlich und ich wusste auch nicht, wie mein Implantat hieß, auch hatte ich mir wie du weniger darum Gedanken gemacht.

Das weht aber auch ein Stück weit daher, dass zu unserer Zeit (vor 12-15 Jahren) die Augenprothesenforen nicht so toll an Informationen gefüllt waren wie die letzten 5 Jahre.

Denn viele, auch Udo soweit ich mich entsinnen kann, haben enorm von Usern profitiert im Forum, wenn auch sie selber natürlich investigativ recherchiert hatten.

Möchte dich mit dem Einschub nur bisschen beruhigen, falls du dahingehend bisschen unruhig sein solltest.


Was deine Fragen zum Schluss angehen, dazu habe ich ja schon Stellung genommen, als du mich konkret danach gefragt hattest. Hoffe, dass auch die übrigen User eventuell ihre persönlichen Erfahrungen preisgeben, was die Fragen betreffen.


Schönen Gruß

Patient81
Marcy
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Marcy »

Hallo Anna,

um zum eigentlichen Thema zurückzukommen:

Im Moment trage ich grundsätzlich eine Sonnenbrille, da mein Prothesenauge nach der OP schon noch sehr anders aussah.
Normalerweise hab ich nicht mal eine Brille getragen. Auch Make up nutze ich nur selten, bin aber auch nicht sicher, ob man da im Augenbereich so schminken kann, dass man das Dasein der Prothese optisch beeinflussen kann.
Es sollte im Idealfall ja so sein, dass die Prothese als solche gar nicht zu erkennen ist.

Verletzende Äußerungen habe ich in Bezug auf die Prothese noch nicht erlebt.

Liebe Grüße
Marcy
Olga1991
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Olga1991 »

Hallo Anna,

Ich trage schon lange eine Brille, zurzeit eine etwas größere ....
Damit der erste Blick darauf fällt :lol: Spaß beiseite, ich liebe auffällige Brillen! :D

Schminken tue ich mich sehr sehr selten, nur Puder und Lippenstift :)

Und auf die Prothese angesprochen hat mich noch niemand, im Geschäft wurde es auch nicht bemerkt.
Ich spreche es nur an wenn ich es muss ...
Zuletzt geändert von Olga1991 am So 3. Sep 2017, 10:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Bits&Bytes
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Bits&Bytes »

Hallo Anna,

Es hört sich jetzt vielleicht seltsam an und wird bei dem einen oder anderen hier auf Ungläubigkeit stossen, aber ich kann für mich sagen, dass ich meine Glasprothese, bzw. mein Prothesenauge inzwischen hundertprozentig akzeptiert habe.
Rein optisch ist das einzig störende, ein nach der Enukleation vor einem guten halben Jahr immer noch in leichter Form fortbestehender Oberlidsulcus, der aber durch den Brillenrand so kaschiert wird, dass er kaum wahrnehmbar ist.

Ich habe das Auge zuletzt vor 6 Wochen zur Reingung herausgenommen. Es ist einfach nicht notwendig. Ich lasse lediglich morgens unter der Dusche warmes Wasser drüberlaufen, wische dabei vielleicht etwas Schlafsand aus den Augenwinkeln und das war es. Ich spüre regelrecht überhaupt nicht, das sich da jetzt ein Fremdkörper befindet, es ist buchstäblich so als hätte ich noch mein altes Auge, bevor die Schmerzen anfingen.

Dies nur um hier auch mal einen komplett positiven Verlauf zu schilden, bzw. zu zeigen, dass es auch sehr gut ausgehen kann.
Wenn man diese Selbstakzeptanz erreicht hat, denke ich ist es nur folgerichtig, dass auch die Umwelt entsprechend reagiert. So habe ich von denen die von der Enu wissen, nur Positives gehört, bei allen anderen Bekannten kann ich keine Änderungen im Verhalten mir gegegnüber feststellen, Fremde haben mich noch nie darauf angesprochen, ob da vielleicht etwas mit dem Auge wäre....

Hört sich alles nicht sehr spannend an, aber so ist es nun mal und darüber bin ich sehr froh.

Natürlich melden sich in erster Linie in einem (Selbsthilfe)Forum Menschen an, die eben spezielle Probleme im jeweiligen Thema haben, aber um so wichtiger finde ich es auch mal zu zeigen, dass es auch alles relativ problemlos abgehen kann.

Ja @Patient81 erwähnte es, ich war vor meiner Augapfelentfernung sehr froh mich damals im Glaukom-Forum mit Betroffenen austauschen zu können. Ich hatte dort viele Berichte gelesen, die Probleme schilderten aber eben auch solche, die letztlich positv waren.

Viele Grüße

Udo
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Patient81 »

Zum Thema mit den Fragen, ob Menschen drauf ansprechen.

Dazu muss man eins bedenken- wir sprechen ja auch nicht unbedingt fremde Menschen auf ihre Behinderungen an, wenn wir sehen, dass sie offensichtlich welche haben. Bestes Beispiel sind doch Rollstuhlfahrer. Wie oft spricht man sie direkt wegen der Behinderung an?

Denke, das hat eher was mit der extremen Sensibilität der Gesellschaft gegenüber Behinderungen zu tun. Viele trauen sich einfach nicht, weil sie Angst haben, da sie wohlmöglich ins Fettnäpchen treten, so die Befürchtungen -die Hemmschwelle, die Berühungsangst sozusagen.

Daher betonte ich auch eingangs in meinem vorletzten Bericht, dass Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig ist.

Der gemeinsame Nenner aller Menschen, die Behinderungen haben, ist halt, dass viele Nichtbetroffene die drei Affen vorführen gegenüber Leuten mit Behinderungen.

Das nur mal so am Rande erwähnt.

Edit: Udo kann ich zu 100% beipflichten. Man muss ausgeglichen sein, um auch entsprechend positiv zu wirken oder auch positive Energie zu empfangen. Finde, dass Anspruch und Wirklichkeit sehr nah beieinander stehen müssen. Eben das kann bei einigen am Anfang, mittendrin oder gegen Ende hin eher schleppend sein und dagegen muss man eben offensiv angehen. In solchen Zeiten ahnt man erst, welche Stärken in einem schlummern können, von denen man dachte, die gibt es nur in heroischen Erzählungen.


Schönen Gruß :D :D

Patient81
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zizou
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von zizou »

Hallo Anna,

ein Buphthalmus ist ein krankhaft vergrößerter Augapfel. Entweder durch ein Glaukom bedingt oder aber auch nach schwerwiegenden Verletzungen des Augapfels.

Grüße von
Zizou
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Ich »

Ich werfe meine Erfahrungen auch mal kurz ein.

Ich trage mein Kunstauge seit 9, Retinoblastom per Zufall entdeckt, ich selber habe nie bemerkt dass es in meinem linken Auge ständig schneit :lol:
Es folgten ein paar Tage Krankenhausaufenthalt bis ich letztendlich nach Essen fuhr um dort das Auge entfernt zu bekommen. Störte mich damals Null. Das ging auch so bis ca. 14. Mit 15 verkroch ich mich richtig vor der Aussenwelt, längere Haare über der Stirn, fast nie jemand ins Gesicht gesehen schon gar nicht Mädchen :o

Das ging so weiter bis ca. 20 bis zu einem Wendepunkt an dem ich beschloss endlich etwas zu ändern, ich sagte mir: Ich muss nicht so sein (extreme Schüchternheit, verstecken etc.) ich kann es doch selber ändern." Und fing auch damit an. Es war eine Überwindung die Haare zu schneiden weil man dadurch mein Gesicht wieder mehr sah aber nach und nach wurde ich selbstbewusster, offener oder auf gut Deutsch: Ich habe mir nichts mehr geschissen.

In dieser Zeit 20, 21 habe ich den Motorradschein gemacht, ein Motorrad gekauft, bin ohne Plan einfach umher gefahren, mich bei Lovoo angemeldet, mit viele nette Mädels geschrieben. Ich hatte damals keine extreme Schüchternheit mehr aber stattdessen einen extremen Egoboost weil ich sah: Die lachen mich nicht aus oder verarschen mich und traf mich zu der Zeit mit paar Mädels wovon eine nun seit 3 Jahren meine Freundin ist.

Diese extreme Schüchternheit habe ich überwunden aber auch der extreme Egoboost ist vorbei.
Nun ist folgende Situation: Ich traue mich die Leute anzusehen wenn ich mit ihnen Rede, auch bei Frauen aber so richtig "frei" fühle ich mich dennoch nicht :|
Es fühlt sich so an als wäre ich erst frei wenn ich das Kunstauge herausnehme weil ich dann nicht mehr dran denken muss gerade zu sehen etc.

Und wenn das Auge nach zu langer Tragezeit (ca. 10 Stunden, manchmal früher/später) zusätzlich schmerzt, ist das nicht hilfreich um dieses "Frei-gefühl" zu erlangen.
Aber am meisten von all dem stört mich dass es sich nicht mitbewegt wie mein echtes Auge. Ich würde die schmerzen voll in Kauf nehmen, habe ich mich schon daran gewöhnt es nie über Nacht zu tragen aber dieser starre Blick "nervt" mich abartig.

Ich trage eine Brille aber nur widerwillig denn ich finde jede Brille betont das Kunstauge nur noch mehr, es wird eingerahmt sodass man es direkt betrachtet.
Mittlerweile habe ich ungelogen ca. 15 Schachteln á 4 Brillen probiert, (Mr. Spex sei Dank) aber bei keiner dachte ich mir: Ja wow diese Brille ist es.
Wäre eine harte Kontaktlinse sinnvoller?


Achja bin neu hier. Hallo, 'Ich' bins :P
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annaklaus
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von annaklaus »

Liebe alle,

nun hatte ich alle diese Fragen gestellt und bisher einfach keine Zeit gefunden, auf eure Antworten einzugehen, was ich hiermit zumindest punktuell nachholen möchte.

@Marcy: Du schreibst, dass du momentan eigentlich immer eine Sonnenbrille trägst und dein „Prothesenauge schon nach der OP schon sehr anders aussah.“ Heißt das, du hattest erst kürzlich eine OP? Warum ist die nötig gewesen? Und kannst du deine Prothese gerade nicht tragen?

@Olga: Ich frage mich, ob z. B. ein Lidstrich funktionieren könnte, um ein Auge optisch etwas kleiner (mit dunklen Farben) oder größer (mit hellen Farben) zu machen. Denn manchmal habe ich das Gefühl, gerade wenn ich sehr stark geschminkte Augen sehe, dass die Augen kaum mehr zu erkennen sind unter all den bunten Farben. Für mich käme es wohl eher nicht in Betracht, da dafür mein Auge einfach zu oft tränt und ich es öfter im Laufe eines Tages abtrocknen muss.^^ Vielleicht ist es da eher eine Möglichkeit andere Gesichtspartien, wie eben den Mund mit Lippenstift zu betonen und so die Blicke auf andere Regionen zu ziehen.

@Udo: Ich habe dein Foto mit dem Oberlidsulcus irgendwo anders gesehen und mein Gedanke war genau der Gleiche: „Och, das müsste sich doch aber mit einer Brille wirklich kaschieren lassen.“ Wie sieht es denn damit jetzt eine Woche später aus? Hast du das Gefühl, er (oder es?) zieht sich zurück?
Vom Tragegefühl her kann ich mich auch nicht beschweren und, dass das Auge nun mal nicht mehr da ist, habe ich auch soweit akzeptiert, dennoch muss ich sagen, denke ich täglich – oder zumindest an den Tagen, an denen ich auf die Straße gehe (also 95% aller Tage) – an die Prothese. :?

@Patient: Über deine Antwort(en) habe ich eine Weile nachgedacht und auch in der letzten Zeit verstärkt in der Öffentlichkeit beobachtet. Ich bin mir nicht so sicher, ob unseren Gegenüber bewusst ist, dass wir Kunstaugen tragen. Ich glaube ein Rollstuhl oder vielleicht besser vergleichbar ein Hörgerät (es fällt irgendwann auf, aber springt in der Regel nicht sofort ins Auge) sind recht eindeutig als solche auszumachen, bei Kunstaugen bin ich mir da nicht so sicher. Die meisten Personen, mit denen ich darüber rede und die ich innerhalb der letzten Jahre kennengelernt habe, meinten, dass sie bis zur "Aufklärung" dachten, ich würde einfach nur schielen. Also es fällt auf, aber die Einordnung gelingt den Menschen eher nur, wenn sie bereits wissen, was es ist. Komischerweise muss ich feststellen, dass ich mich tatsächlich wohler fühle, wenn die Gegenüber Bescheid wissen. Aus diesem Grund schreibe ich es auch in den Lebenslauf bei Bewerbungen. (Natürlich schreibe ich „Unfall“ und nicht „Gewalttat“ – ich will ja die Leute nicht verschrecken, sondern ihnen und mir nur mehr Sicherheit geben.)

@Ich: Die Sache mit der Brille werde ich auf jeden Fall in nächster Zeit in Angriff nehmen, auch wenn ich verstehe, dass du das Gefühl hast, dadurch die Augen noch einmal zusätzlich zu rahmen. Ich werde es einfach probieren, obwohl ich mir kaum vorstellen kann eine Brille zu tragen, da ich es an sich nicht muss und es insofern auch nicht gewöhnt bin. Auf deine Frage, ob harte Kontaktlinsen besser wären, kann ich dir nicht antworten, da sind andere Personem hier im Forum sicher besser informiert. Aber da du ja nun auch in nächster Zeit eine neue Wanderung vor dir hast, kannst du da ja mal deine Augenärztin einfach fragen? Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg bei deinen Veränderungen!

Habt vielen Dank für alle eure Antworten und die verschiedenen Aspekte, die ihr mit eingebracht habt. Vielleicht lässt sich das hier ja noch mit Anekdoten anfüllen, wenn euch etwas einfällt ;)

Habt eine entspannte Woche und drückt mir am Dienstag die Daumen! :lol:

Beste Grüße,
anna :)
... mehr als nur kein Auge ;)
Olga1991
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Re: Glasauge und Eitelkeit

Beitrag von Olga1991 »

annaklaus hat geschrieben: So 10. Sep 2017, 19:30
@Olga: Ich frage mich, ob z. B. ein Lidstrich funktionieren könnte, um ein Auge optisch etwas kleiner (mit dunklen Farben) oder größer (mit hellen Farben) zu machen. Denn manchmal habe ich das Gefühl, gerade wenn ich sehr stark geschminkte Augen sehe, dass die Augen kaum mehr zu erkennen sind unter all den bunten Farben. Für mich käme es wohl eher nicht in Betracht, da dafür mein Auge einfach zu oft tränt und ich es öfter im Laufe eines Tages abtrocknen muss.^^ Vielleicht ist es da eher eine Möglichkeit andere Gesichtspartien, wie eben den Mund mit Lippenstift zu betonen und so die Blicke auf andere Regionen zu ziehen.
Hallo Anna,
das kann man bestimmt sehr gut kaschieren mit viel Schminke ... aber ich habe mich schon immer "wenig" geschminkt :-)
Deswegen kommt für mich viel Schminke nicht in Frage, da betone ich lieber meine Lippen! :)

Liebe Grüße
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